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Die Welt retten

Vortrag über Postwachstumsökonomie

Vor über 300 Schülerinnen und Schülern sowie Kolleginnen und Kollegen hielt Prof. Dr. Niko Paech  von der Universität Siegen am 6. Dezember 2016 einen Vortrag über Postwachstumsökonomie und nachhaltiges Handeln in unserer Schule.



Filmisch begleitet wurde der Vortrag von der Initiative „Werkstatt Zukunft“ unter der Leitung von Barthel Pester. „Werkstatt Zukunft“ befasst sich mit regionalen Themen wie Nachhaltigkeit, Postwachstumsökonomie und dem gesellschaftlichen Zusammenleben in und um Oldenburg.

Prof. Dr. Niko Paech hat konkrete Vorstellungen, was passieren muss, damit das Klimaziel (Begrenzung der Erderwärmung auf unter 2 Grad) erreicht werden kann. Grundlage für diesen Grenzwert ist der maximale CO2-Verbrauch von 2,7 t pro Mensch und Jahr. In Deutschland beträgt der durchschnittliche CO2-Verbrauch ca. 11,7 t, also mehr als das 4-fache der Grenzmenge.Wie können wir es aber schaffen, unseren Verbrauch zu senken, ohne uns einzuschränken? Nach den herkömmlichen Vorstellungen von Verzicht erscheint das kaum möglich zu sein.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes hat sich der Energieverbrauch in Deutschland seit 1990 überwiegend durch den Zusammenbruch der Industrie in der ehemaligen DDR und die Verlagerung von energieintensiven Industrien ins Ausland, bevorzugt nach China, reduziert. In den privaten Haushalten sei der Verbrauch nicht gesunken, im Sektor Verkehr sogar gestiegen (Quelle: Umweltbundesamt, 2016).

Technischer Fortschritt mit energieeffizienteren Geräten fand zwar statt – die Energieeinsparung wurde aber z.B. durch größere Geräte, Autos oder die Anschaffung von mehr Geräten wieder kompensiert (sogenannter Rebound-Effekt). Wahre Umweltkosten würden den Konsumenten durch Verschleierung nicht bewusst werden.
Unser Energieverbrauch basiere nach Niko Paech also in erster Linie auf einem überhöhten Konsumanspruch, für den der Mensch vermehrt arbeiten müsse, um ihn zu ermöglichen. Durch das viele Arbeiten ist zwar  Geld zum Erwerb der Konsumartikel vorhanden, es fehle aber die Zeit, diese Artikel auch zu nutzen. Wer habe zuhause nicht einige Gegenstände, die er nur selten oder gar nicht mehr nutzt (man denke nur an die Skiausrüstung, die höchstens 4 Tage im Jahr gebraucht wird oder die Bohrmaschine, die wir in den letzten 2 Jahren gar nicht gebraucht haben).

Prof. Dr. Niko Paech schlug vor, dass viele Geräte (Hochdruckreiniger, Rasenmäher, Bohrmaschine, Waffeleisen, ...) von mehreren Menschen gemeinsam genutzt werden könnten. Aus seiner Sicht besteht der zunehmende Verdacht, dass sich die Umlaufzeit eines Gerätes immer stärker verkürzen würde, so als ob es bei Geräten ein eingebautes "Sterbedatum" kurz hinter dem Gewährleistungszeitpunkt (sogenannte geplante Obsoleszenz) geben würde. Als Maßnahme gegen den Konsumzwang empfahl er, in Zukunft defekte Geräte zu reparieren statt sie wegzuwerfen - so wie es bereits im Repair-Café in Oldenburg praktisch gelebt wird. Zudem sollte sich der Mensch von Wohlstandsmüll mit geringem Nutzen befreien.

Der Redner ging davon aus, dass durch die Veränderung des Konsumverhaltens eine durchschnittliche Arbeitszeit von 20 Stunden pro Woche ausreichen würde, um gut leben zu können. In der gewonnenen Zeit könnte man u.a. Geräte reparieren, Konsumartikel tauschen oder gemeinschaftlich nutzen oder sich gesellschaftlich engagieren. Auch bliebe Zeit für die Eigenproduktion (z.B. Anbau von Lebensmitteln oder handwerkliche Leistungen). Eine wahre Steigerung der Lebensqualität im Sinne der Postwachstumsökonomie sieht Niko Paech in der Zunahme von sozialen Kontakten.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, Fragen zu stellen. Die Frage einer Schülerin zielte auf den Ausbau der erneuerbaren Energien bis hin zur Energieautarkie. Auf die erneuerbaren Energie zu bauen, so Prof. Dr. Niko Paech, würde bedeuten, dass wir in der Zukunft 20 x so viele Wind- und Solaranlagen bräuchten wie heute. Unter Einbeziehung der derzeitigen  massiven Widerstände gegen die Verspargelung der Landschaften und dem damit verbundenen immensen Flächenverbrauch stellte er das Erreichen der Energieautarkie in Frage.

Auf die Frage eines Schülers an Niko Paech, ob er selbst gemäß der Postwachstumsökonomie leben würde, zeichnete er seinen Zuschauern ein authentisches Bild, an dem sichtbar wurde, dass die Grundsätze der Nachhaltigkeit und Postwachstumsökonomie seine Lebenswirklichkeit sind.


Weiterführende Informationen

"Ein gutes Leben mit Postwachstumsökonomie" Vortrag von Niko Paech in Zusammenarbeit mit "Werkstatt Zukunft" auf youtube

Fragen der Schüler und Schülerinnen an die Postwachstumsökonomie im Anschluss an den Vortrag über www.werkstatt-zukunft.org

Unter dem Motto "Recyclen ist gut ... aber reparieren ist noch besser" motiviert das Repair Cafe unter www.repaircafeoldenburg.org zum Mitmachen.

Text: Herbert Schuster

Bilder: Elke Szepanski

BBS 3 OL - 16.02.2017